Leserbrief zum Ratsentscheid, vorerst einen möglichen Gesamtschulbedarf in Selm nicht zu prüfen:
Wer die Ratssitzung am 06.05.2021 miterlebt hat, fragt sich ernsthaft: Nimmt die Mehrzahl der Selmer Politiker die Corona-Pandemie zum Anlass, notwendige Entwicklungen im Bildungsbereich für längere Zeit auf Eis zu legen?
Es geht darum, mehr als 300 Selmer Schüler/innen, die umliegende Gesamtschulen besuchen auch in Selm neben dem Gymnasium ein Angebot zu eröffnen, das Abitur zu erlangen. Zu erkunden, ob diese Möglichkeit besteht, war das einzige Ziel eines Prüfauftrags.
Was fiel den Vertretern von CDU, SPD und FDP zu diesem Antrag ein: Nichts! Die angebliche Verunsicherung und Unruhe Selmer Eltern in dieser natürlich nicht einfachen Zeit wurde vorgeschoben, um in den nächsten Jahren nicht tätig werden zu müssen.
Wie kann man Verwirrung und Unruhe in der Elternschaft in den Vordergrund stellen, wenn noch niemand weiß, wie ein Gesamtschulkonzept in Selm aussehen könnte? Was würde sich in Selms Schullandschaft ändern? Welcher Besorgnis erregender Anlass wäre es, wenn in Selm an einer zweiten Schule das Abitur erworben werden kann?
Um Elternwünsche und –fragen beantworten zu können, müssen doch zuerst die Voraussetzungen geklärt sein, ob und wie so ein Konzept umzusetzen ist. Erst dann kann man den Eltern etwas vorstellen und ihr Votum erfahren. Hier einen Prüfauftrag als zynisch zu bezeichnen ist arrogant und nichts als Ausrede für gewollten bildungspolitischen Stillstand. Für Eltern gibt es ja auch in diesen Zeiten keinen Stillstand: Sie müssen Entscheidungen für die weitere Schullaufbahn ihrer Kinder treffen.
Und letztendlich: Muss man zuerst die Genehmigungen der maßgebenden Parteien und des Bürgermeisters einholen, um einen Antrag stellen zu dürfen?
Peter Bredohl