Für 4,2 Millionen Euro will die Stadt Häuser an der Kreisstraße aufkaufen. Dazu gibt es regen Meinungsaustausch in den Ruhrnachrichten. Auch die UWG hat sich mit einer Stellungnahme gemeldet:
Trotz erheblicher Bedenken hat auch die UWG-Fraktion dem Bürgermeister grünes Licht für Ankaufsverhandlungen mit den Eigentümern der Häuserzeile gegeben, denn wir halten es für richtig, dass die Stadt die Verantwortung für die Stadtentwicklung übernimmt. Andernfalls kann es nämlich passieren, dass dubiose Käufer diese Häuser erwerben und Tabula rasa machen, ohne Rücksicht auf die Architektur der Gründerzeit.
Die UWG-Fraktion erwartet eine Aufwertung und Renovierung der Häuser der Kreisstraße, und damit bezahlbare Wohnungen, statt Leerstand.
Auch in Selm ist der Wohnungsmarkt angespannt. Familien, Studierende der Polizeischule, Menschen mit mittleren oder geringen Einkommen suchen angemessenen und preiswerten Wohnraum. Hinzu kommen Flüchtlinge, die ein Bleiberecht haben und somit ebenfalls ein Recht auf bezahlbare Wohnungen haben.
Man darf nicht zulassen, dass ausschließlich Einfamilienhausgebiete, barrierefreie teure Altenwohnungen, exklusive Eigentumswohnungen sowie umfangreiche Gewerbe- und Nahversorgungszentren am Ortsrand entstehen, während die Ortsmitte (egal ob Selm-Dorf, Kreisstraße, oder der Borker Innenbereich) mit den kleinen Gewerbeeinheiten verödet und unattraktiv wird.
Bei der Stadterneuerung alleine auf private Investoren zu setzen, die Maximalrenditen erzielen wollen und dabei durch den Abriss historischer Gebäude eine schleichende Stadtzerstörung anstoßen, ist keine gute Lösung.
Die Stadt kann da sozialer und umsichtiger agieren, kann evtl. durch kommunale Investitionsprogramme Wohnungen und Häuser finanzieren, modernisieren und renovieren. Auch ohne Wohnungsbedarfsprognose weiß man, dass in den nächsten Jahren die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum stets steigen wird. Die Bekämpfung der Wohnungsnot ist und bleibt eine der großen Aufgaben der kommenden Jahre. Mit diesem städtischen Engagement sollte ein Anfang gemacht werden.
Ein Wort zum Leserbrief von Wilhelm Gryczan-Wiese: Die Aussage, dass eine Stadtentwicklung, die ausschließlich auf Abriss und Neubau ausgerichtet ist, eine Stadt zerstören kann, können wir nur unterstreichen. Aber zum „prägendem Ensemble“ der Kreisstraße gibt kein „blindes Votum“ für den Abriss. Ob die Modernisierung und Umnutzung der Gaststätten Knipping und „Alt Bork“ gute Beispiele für die Umgestaltung der Stadt durch private Investoren werden, bleibt abzuwarten.
Maria Lipke
Vors. UWG-Fraktion im Rat der Stadt Selm